Logbuch: Expedition Berufsorientierung
Einblick in den Studiengang: Hospitality Management -
Interview mit Luca, Leeuwarden, NL
Luca, du bist vor einer ganzen Weile bei mir gewesen – was machst Du heute?
Ich bin jetzt Student an der NHL Stenden University for Applied Science und studiere dort International Hospitality Management. Des Weiteren bin ich einer der Stakeholder und Leiter des Bereiches "University Representatives" der International Student Association.
Was um Gottes willen ist Hospitality Management? Hört sich nach „Hospital“ an…
Ja, das stimmt. Im Grunde bedeutet "hospitality" so viel wie Gastfreundschaft. Demnach geht es in dem Studiengang darum wie man ein guter Manager wird und die Kunden richtig behandelt. Deshalb gibt es auch in jedem Jahr ein Modul von 10 Wochen in denen man im schuleigenen Hotel arbeitet und die Praxis zur Theorie lernt. Dabei ist man im ersten Jahr ein "First-Year", im zweiten Jahr deren Supervisor und im dritten Jahr der Manager der Supervisor.
Hast du schon früher den Gedanken an Hotellerie, International Hospitality Management oder einen Beruf im Gastgewerbe in Betracht gezogen?
Ja, da ich eine Zeit lang in der Gastronomie "Meierhof Rassfeld" gearbeitet habe und mit deren Input eine Branche gefunden habe in denen meine Stärken am besten aufgehoben sind.
Hotelfachschulen, duale Studiengänge in Hotels und Ausbildungen in dem Bereich gibt es ja viele. Warum dieser Studiengang und warum die Niederlande?
Die Niederlande, weil die Menschen hier einfach super gastfreundschaftlich sind und das somit zu meinem Studiengang passt. Außerdem fand ich es persönlich besser, einen englischsprachigen Studiengang nicht in Deutschland zu studieren sondern an einem Ort wo ich auch außerhalb des Studiums englisch spreche.
Wie stehst du heute zu deiner Entscheidung International Hospitality Management zu studieren? Gibt es etwas was du gerne vorher gewusst hättest?
Ich bin voll und ganz zufrieden damit, mich für den Studiengang International Hospitality Management entschieden zu haben. Und ja, ich hätte gerne vorher gewusst wie schwierig es sein kann in einer Studentenstadt eine Wohnung zu finden.
Wo kannst du deine Stärken am besten einsetzen?
Ich sehe meine Stärken im Kommunikativen. Sowohl mit Kunden als auch mit den Personen mit denen ich zusammenarbeite. Deshalb ist dieser Studiengang mit einem kommunikativen Schwerpunkt sehr passend für mich.
Gibt es irgendwelche kuriosen Erlebnisse oder Erkenntnisse aus Studienzeit von denen Du uns berichten kannst?
Kurios war für mich erstmal auf was für einer Wellenlänge man sich mit den Professoren auf einmal befindet. Das nicht vergleichbar mit der Zeit auf dem Gymnasium, da dort die Lehrer normalerweise nicht so froh über direkte Kritik und Verbesserungsvorschläge waren.
Wie sieht dein Studienalltag in Zeiten der Pandemie aus? Wie würdest Du Deine Studiensituation beurteilen?
Wie man sich denken kann ist alles online so wie fast überall. Deshalb bin ich zwischendurch am Pendeln zwischen Leeuwarden und Gütersloh. Hier in Leeuwarden fällt es mit definitiv leichter die richtige Motivation zum Lernen zu finden als in Gütersloh, wo mich nur mein Laptop ans Studium bindet. Doch zu meinem Vorteil habe ich noch viel Kontakt zu meinen Mitstudenten.
Hast Du bereits Anschlusspläne? Wo soll die Reise hinführen?
Auf jeden Fall ins Ausland. Deshalb habe ich im kommenden Jahr auch einen Minor für 3 Monate – der dann hoffentlich in Südafrika stattfinden kann und nicht, aufgrund von Corona, online.
Vielen Dank für diesen Einblick und Ausblick!

From the Field: Interview mit Luca, Hospitality Management, Leeuwarden
Zukunftsberufe: Wie kann ich heute
den richtigen Beruf für morgen wählen?
Als ich in der Lebensphase war, mir über meinen Beruf Gedanken zu machen, war die landläufige Meinung: "Eine Ausbildung bei der Bank ist eine sichere Bank!". Wer heute in die Bankenwelt schaut, erkennt: das ist keineswegs mehr sicher, dort seinen Arbeitsplatz garantiert zu behalten. Stellenabbau, Fusionen, Automatisierung und Digitalisierung haben für eine enorme Veränderung gesorgt. Manche Mitarbeiter gehen durch wiederholte Reorganisationen und Effizienzprogramme ihrer Kreditinstitute und so manch einer denkt "all das für einen bestenfalls mittelmäßig geliebten Job....".
Wer heute DEN zukunftssicheren Job sucht, würde vermutlich hören: "Mach was mit IT, die werden immer gebraucht!". Irgendwie stimmt das - die Aspekte, in denen Software, Algorithmen und intelligente Steuerungselemente in unserem Alltag eine Rolle spielen, werden immer vielfältiger. Irgendwie stimmt es aber auch nicht: jemand, der so gar keinen Draht zu Materie hat, oder es schlicht überhaupt nicht mag, im IT-Umfeld zu arbeiten, ist da nicht gut aufgehoben. Leider können das aber viele gar nicht so genau sagen: sie hatten schlicht nicht genügend Berührungspunkte. Es wäre wirklich wichtig, jungen Leuten das Programmieren ("coden") standardmäßig in der Schule nahe zu bringen. Wie eine Pflicht-Fremdsprache. Viele werden dann erst erkennen, ob hier nicht Talente schlummern. Der gegenwärtige Informatik-Unterricht ist häufig entweder langweilig oder veraltet oder beides. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Umso mehr freut es mich, Initiativen zu sehen und mitunter zu unterstützen, die sich genau diese Lücke vornehmen, etwa die code+design university, die ab Frühjahr 2021 im Ruhrgebiet bootcamps anbietet, speziell an Schüler:innen mit Migrationshintergrund gerichtet. Wer daran teilgenommen hat, bekommt eine ganz neue Einschätzung, ob hier nicht berufliche Chancen liegen - aber mit dem Unterschied, dass es um das persönliche Erleben und die eigene Begeisterung geht und nicht nur um eine taktische Wahl.

Blick in die Glaskugel: was bringt mir morgen Erfolg? Nicht immer einfach zu sagen...
Der Prophet und der Berg: wer kommt zu wem?
Vom Suchen und Finden seltener Berufe
Kürzlich stolperte ich im Fernsehprogramm über eine Doku: Menschen mit seltenen Berufen. Da war einiges spannendes dabei: Stuntfrau, eine Bonbonmanufaktur in der mit Feuerzangenbowlen-ähnlichen Methoden Bonbons hergestellt wurden, Kalligraphie kam vor und noch einiges mehr. Sehr individuelle Geschichten. Diese Berufe üben häufig eine Faszination aus: eine ganz eigene Wahl und eine ganz eigene Welt und irgendwie scheint alles perfekt zueinander zu passen.
Das ist aber auch selten das Ergebnis eines "mechanischen" Berufswahl-Prozesses sondern eher das Hinfinden durch die gesammelte individuelle Erfahrung. Was mag, was mag ich nicht? Was, habe ich festgestellt, kann ich total gut und was lasse ich besser weg. Brauche ich für das was, was ich mache, Publikum, Geld, Planbarkeit, Verantwortung oder jeweils gerade nicht? Ganz individuelle Wege entstehen beim Gehen und haben manchmal auch Abstecher dabei, die Dritte vielleicht als Irrwege bezeichnen würden.
Wenn es nach dem Abitur um die Berufswahl geht oder um die Entscheidung für ein Studienfach: dann ist die Kunst häufig eher, sich noch mehrere Türen offen zu lassen, eher eine breite Beweglichkeit zu erhalten. Die besonderen Aspekte im Lebenslauf, die ein Profil schon zu dem Zeitpunkt vielleicht auch von anderen abgrenzen, lassen sich häufig auch durch Praktika und andere Arbeitseinsätze einbauen. So kann z.B. die Biologiestudentin plötzlich zur Falknerin werden, der BWL Student zum Sportmanager oder eine medizinische Fachkraft zur Gründung eines Start-ups kommen.
Wer kommt also zu wem, der Berg zum Propheten oder umgekehrt? Der seltene Beruf zu Dir oder machst Du Dich eher auf den Weg und wirst deinen eigenen Berg finden? Expeditionen haben mit Aufbruch ins Ungewisse zu tun, so ist es auch mit der Berufswah. Zumal sich die Landkarte unterwegs ändert, Berufsbilder verändern sich. Dazu schreibe ich bald gesondert etwas an dieser Stelle. Wichtig ist, dass Du Dir die Richtung klar gemacht hast, also Klarheit hast, was Dir wichtig ist und was Du unbedingt vermeiden willst. Der Kompass ist Deine Persönlichkeit.

Wer kommt zum wem: der Berg zum Propheten? Oder Dein Beruf zu Dir?

Schwarmintelligenz nutzen: die meisten Menschen sind gen bereit, Dich zu unterstützen.
Wegbegleiter: guter Rat bei der Studien- und Berufswahl
Ihr habt vermutlich gesehen, dass ich ein Buch veröffentlich habe. Hier fasse ich kurz zusammen, warum ich es so wichtig finde, sich guten Rat auf dem Weg der Berufswahl oder Studienwahl einzuholen.
Viele Fehlentscheidungen in der Berufswahl haben damit zu tun, dass sich junge Leute - und manchmal auch schon viel erfahrenere Menschen - zu stark mit dem befassen, was entweder andere toll finden oder aber was sachlich-fachlich vordergründig gut zum eigenen Profil passt. Eine Entscheidung aus sozialer Erwünschtheit ("dazu sagen bestimmt alle WOW") trägt selten lang, wenn nicht der eigene Drang in die gleiche Richtung geht. Lest euch dazu gern das Beispiel von Philipp durch. Er wird auch auf Béa Bestes Blog New Link erwähnt. Die Erfahrung wie es ist, in falschen Biotop zu landen, obwohl es doch offenkundig EIGENTLICH gut passen sollte, habe ich selbst gemacht. In meiner Kurzbio könnt ihr nachlesen, wie ich einen kurzen Schwung über die Hochschulleitung der Uni Bielefeld gemacht habe. Ich kannte den Hochschulsektor, ich war mit Fragen von strategischen Positionierungen von Organisationen vertraut - einmal aus der Zeit in der Bertelsmann Stiftung, einmal aus der Zeit der Strategieberatung BCG. Und: Jackpot: Ein Jobsharing Modell mit einer beruflichen Weggefährtin und für uns beide ein cooles Modell, um nach der Familiengründung einen tollen Job und das Familienleben in Einklang zu bringen. Aber hätte mir jemand die Augen dafür geöffnet, dass ich gern mit klaren Entscheidungen arbeite und sie am liebsten sogar selber treffe - hier aber auf ein Umfeld traf, im eine ganz andere Entscheidungskultur lebte... dann hätte ich vielleicht gründlicher nachgedacht. Die Fehler bei beruflichen Entscheidungen liegen häufig genau hier: wo passe ich als PERSON hin?
Um dazu ein genaueres Gespür zu bekommen, empfehle ich viele Gespräche mit Personen, die euch gut kennen, aus verschiedenen Blickwinkeln. Geht los und fragt: Paten, Geschwister, Trainer, Freunde....: welches Bild hast du von mir? Kann ich gut mit Zeitdruck umgehen? Mit Konflikten? Mit anderen Leuten? Mit Rückschlägen....? und so fort. Das geschärfte Selbstbild ist eine immens wichtige Grundlage für eine gute Berufswahl. Sie gibt den Filter, mit dem ihr zumindest klarer bestimmen könnt, was NICHT für euch infrage kommt. Und: alle Gespräche gern unter vier Augen, das erlaubt ein offeneres Feedback. Und ist sogar in Corona Zeiten gut möglich...
Anker lichten – oder: warum dieses Logbuch?
Logbuch hört sich fast an wie Blog -nur riecht es mehr nach Abenteuer, Expedition und Aufbruch ins Unbekannte. Das ist das, was auch Eure Berufswahl kennzeichnet. Ihr wisst nicht immer, welche Hürden auftreten, wann ihr ankommt oder womöglich ob ihr ankommt – und wo!
Mein Ziel mit den Beiträgen, die ich auf diesem Blog veröffentlichen werde, ist, Euch Informationen zur Verfügung zu stellen, Euch an Erfahrungen und Hintergrundinformationen teilhaben zu lassen. Also wird es um folgende Themen gehen:
- Welche Studiengänge und Fächer gibt es, die nicht so ganz gewöhnlich sind. Was macht z.B. ein Data Scientist? Man nennt sie ja auch die modernen Goldgräber.
- Welche spannenden Bücher und Artikel zum Thema Berufswahl und Studienwahl würde ich euch gern vorstellen oder zusammenfassen?
- Was können Alumni aus meiner Beratung aus ihrem Werdegang berichten und welche anderen spannenden Lebensläufe würde ich Euch gern vorstellen?
- und weitere Themen werden hinzukommen!
Auf geht´s – und lasst mich gern wissen wozu Ihr gern mehr finden möchtet!