Logbuch: Expedition Berufsorientierung
A walk in the park...
DO NOT BE SHY, HERO!
Unter dieser Headline sind wir zu fünft unterwegs: um unsere Kompetenzen zusammenzubringen und daraus ein Paket zu schnüren, das jungen Leuten das Rüstzeug gibt, ihren Weg nach der Schule mit Mut und Zuversicht zu gehen.
Wir alle - mit den jeweils unterschiedlichen Perspektiven - haben einen Wunsch: den Teilnehmer:innen eines künftigen Workshop Programmes Klarheit mitzugeben über ihre Stärken und Fähigkeiten und ihnen die Last zu nehmen, die die Entscheidungen über die ersten persönlichen Weichenstellungen manchmal mit sich bringen. Noch sind wir im "rapid prototyping" Modus, und zugleich begeistert von der Vielfalt unserer Ansätze. Die beste Garantie dafür, dass wir weitermachen!
Im Einzelnen steht Natalia Chopra für eine unglaublich internationale Perspektive, unverwüstliche Strukturiertheit und sehr unterschiedliche, stärkende Coaching Methoden, Katrin Fries-Enaux als Psychologin für eine sehr differenzierte und persönliche Auseinandersetzung mit ihren Kanditdat:innen, vor allem auch dann, wenn es mal schwierig wird, Christina Hoensbroech als Sozialpädagogin bringt durch ihre Arbeit in den Workshops Ab ins Leben sehr viel Erfahrung in Methodenvielfalt und Dynamik in Gruppensituationen wertvolle Expertise ein und Stephanie Whitcomb-Reschke ist als Expertin für Programme, die zum persönlichen Wachstum vor, während oder nach des Studiums den eigenen Weg bereichern können, diejenigie, von der wir am liebsten alle selbst Vorschläge hätten, was wir in unserem Leben nochmal erleben sollten!
DO NOT BE SHY, HERO!
Regelmäßig führen wir einen sehr inspirierenden Austausch von Ideen, Konzepten und Erfahrungen mit Stephanie Whitcomb-Reschke, Natalia Chopra, Christina Hoensbroech und Katrin Fries-Enaux.
Der gemeinsame Nenner: Jede von uns arbeitet mit jungen Menschen, und unser Bestreben ist es, ihnen zu helfen, ihren Weg im Leben zu finden, sei es bei der Berufswahl oder bei der Wahl ihres Lebens. Unser "Schlachtruf": Do not be shy, hero! Das ist es, was wir erreichen wollen: junge Erwachsene zu ermutigen und zu stärken, ihren eigenen Weg im Leben zu finden.
Dabei hat jede von uns ihre eigene Handschrift und Herangehensweise, wie man diese jungen Menschen unterstützen und Antworten auf ihre Fragen finden kann. Wenn Sie mehr erfahren möchten: Besuchen Sie unsere Linkedin-Profile und - oder Websites. Es gibt noch mehr zu entdecken!
Bewerbungsfotos: Mehrwert oder verkehrt?
Vor allem Absolventen mit internationaler Erfahrung fragen regelmäßig: gehört denn überhaupt ein Foto in meine Bewerbung? Um es vorweg zu nehmen: ich bin dafür ein Foto zu nutzen, wenn es ermöglicht wird. Mir ist klar, dass internationale Lebensläufe - typischerweise etwa in den USA - ohne Foto erstellt werden und mir ist auch klar, welche guten Gründe es dafür gibt.
Aber im Bewerbungsprozess geht es ums gegenseitige Kennenlernen und in jeder anderen Situation des Kennenlernens möchte ich auch wissen, welches Bild ich mir von Menschen machen kann, denen ich neu begegne. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Das mag wie ein abgegriffener Kalenderspruch wirken, ist aber doch auch eine zeitlose Wahrheit über unsere Art der Weltwahrnehmung.
Mit einem guten Foto auf der Bewerbung kann ich eine Menge signalisieren, inklusive des Aspektes, dass ich mir mit einem guten Foto Mühe gegeben habe. Und im Idealfall entsteht die Wirkung, die die Bewerbung haben soll: Interesse am gegenseitigen Kennenlernen.
Fotos können situativ sein, viel ausdrücken durch Kleidung, Hintergrund, Farbe oder schwarz-weiß, Bildausschnitt, Körperhaltung und Beleuchtung... ein guter Fotograph achtet darauf und fragt euch, wofür ihr euch bewerbt, was ihr zum Ausdruck bringen wollt und lässt euch darüber sprechen. Dann macht die Sache sogar Spaß!
Praktika oder Prep Programme?
Was ist eigentlich besser im Gap Year nach dem Abi: Kurse buchen und lernen oder praktische Erfahrung sammeln? Wenn Kiwi pflücken in Neuseeland keine Option ist...?
Darauf gibt es keine pauschale Antwort. Praktika sind - keine Frage - fast immer eine wertvolle Erfahrung und sei es nur, um hinterher festzustellen, was man auf keinen Fall machen möchte. Aber: ohne relevante erste Studienerfahrung sind substanzielle Praktika gar nicht so leicht zu bekommen. Sie müssen eine gewisse Dauer haben, damit sie wirklich für eigene praktische Erfahrung taugen - als Faustregel gebe ich hier immer ein Minimum von 3 Monaten an. Und wenn es schlecht läuft landet man gerade in dem "Biotop", wo man einen verzerrten Eindruck bekommt und ein Berufsbild abwählt, das eigentlich ganz gut passen würde.
Prep Programme gibt es in verschiedenster Form: von Hochschulen, von privaten Anbietern, von Unternehmen zum Teil auch - und zu allen Themen und in sehr unterschiedlicher Dauer - ein paar Tage bis zu einem ganzen Jahr. Allen voran begegnen einem gerade allenthalben coding bootcamps - ein großartiger Ausgleich für fehlenden Informatikunterricht . Aber auch Studienjahre mit allgemeinem Bildungsanspruch bewähren sich hier: das Leibniz Kolleg Tübingen zum Beispiel. Oder spezielle Orientierungsprogramme im Bereich MINT (Mathe, IT, Naturwissenschaften, Technik), etwa an der TU München oder TU Berlin. Sie bieten für all die eine großartige Grundlage, die "irgendwas mit Ingenieur" studieren wollen, aber noch nicht präzise benennen können, in welche Richtung es denn gehen soll. Für die Designer gibt es Mappenkurse - ich finde gar kein Ende, wenn ich hierzu schreibe
Was ich erreichen möchte: gerade für die Zeit zwischen Abi und Studienstart auch den Blick aufzumachen für Prep Programme - sie können helfen, die eigene Wahl zu überprüfen oder zu präzisieren, Bewerbungschancen für Studiengänge zu erhöhen oder sich fachlich auf den Stand der Dinge zu bringen. Selbst wenn es durchaus etwas kosten kann: das kann sehr gut investiert sein.
Duales Studium – Volltreffer oder nur die Hälfte wert?
Im Zuge der Beratungen, wie es nach dem Abitur weitergehen kann, werde ich immer wieder gefragt: „Was halten Sie denn von einem dualen Studium?“. Die Untertöne dabei sind sehr verschieden von maximal skeptisch bis zur Hoffnung, dass dies einen Hauptgewinn darstellen würde.
Manchmal erledigen sich die Überlegungen dazu schneller als gewollt, denn ein wesentlicher Unterschied zum „klassischen“ Studium liegt in den Bewerbungsfristen: für das duale Studium bewirbt man sich rund ein Jahr eher als für einen Platz an der Uni. Und Bewerbungsstart ein Jahr eher heißt, dass die Überlegung dazu ob dieser Weg passt und welches Unternehmen gut wäre, noch eher anfangen.
Stichwort Unternehmen: ein weiterer wesentlicher Unterschied. Das duale Studium macht man „beim Bosch“ oder bei „Daimler, Miele, Oetker“. Für das klassische Studium nennt man die Uni, an die man geht. Der wesentliche Partner für das duale Studium ist ein Unternehmen (oder Behörde oder vergleichbare Organisation), der akademische Partner ist gesetzt.
Die meist genannten Vorteile sind offenkundig: ein Gehalt und automatisch Praxiserfahrung neben der theoretischen Ausbildung. Worauf man sich einlässt, hängt ein bisschen immer von der konkreten Umgebung ab, aber wenn man es drastisch ausdrücken möchte: während des dualen Studiums, so berichten es viele, brauche man sich außer Arbeiten, Lernen und Schlafen nicht allzu viel vorzunehmen. Damit ist es eher eine Wahl für klar leistungsorientierte Kandidaten. Oder für jene, die sich mit dem dualen Studium eine klare und sichere Anschlussperspektive verschaffen möchten.
Wer sich nicht so sehr festlegen möchte, auf eine Branche, einen Standort, ein Unternehmen und in der Studienzeit mehr experimentieren möchte mit Studieninhalten, Praktika in verschiedenen Bereichen und vielleicht auch mit Auslandsaufenthalten und Uniwechsel mehr Raum für allgemeine Lebenserfahrungen möchte, hat mit einem klassischen Hochschulweg sicher mehr Entscheidungsfreiheiten. Eine pauschale Antwort gibt es daher nicht – jeweils individuelle Entscheidungen, in die viele Faktoren mit einfließen sollten. Mehr, als hierher passen würde...
Azubi oder Akademiker?
„Ich habe mich doch nicht durchs Abitur gequält, um jetzt auf Malocher zu machen!“
Jährlich beenden Tausende Abiturient:innen ihre Schullaufbahn, aber: alles was Abitur hat, geht studieren. Warum ist das so? Eine Dänin erzählte mir: „Die guten Wassergrundstücke in meiner Heimatstadt gehen bei einem Verkauf eigentlich inzwischen immer an Handwerker. Die Guten bekommen so tolle Aufträge, die können sich das leisten.“ Angebot und Nachfrage könnten handwerkliche Berufe in eine komfortable Situation bringen. Aber meistens hört man: „Ich gehe lieber ins Studium.“ Warum ist das so?
Wer nicht studiert, ist weniger wert.
So nehme ich das in meinem Beratungsalltag für Abiturient:innen wahr, die ihren beruflichen Weg ausloten wollen. „Ich hab mich doch nicht durchs Abitur gequält, um jetzt auf Malocher zu machen machen!“ (Karsten, 18). Doch dieses Naturgesetz ist menschengemacht und stammt aus einer Zeit, als Handarbeit hieß: monotones Machen in schmuddeliger Umgebung, auf Jahre hinaus. Gesellschaftlicher Aufstieg, das war über Generationen hinweg: endlich einen ‚weißen Kragen‘ tragen. Und den weißesten der Krägen trägt der Akademiker, am besten promoviert. So denken viele immer noch.
Perspektiven, Aufstiegsprogramme, Sonderbehandlungen: das gibt es nur für Akademiker. Während allerdings gerade klassische Kopfarbeiten zunehmend digitalisiert werden, stehen die Betriebe bestürzt vor einem Mangel an hochqualifizierten Facharbeitern. Denn die stumpfsinnigen schmutzigen Arbeiten werden längst von Maschinen erledigt. Zumindest zumeist. Menschen sind in der Produktion heutzutage da gefragt, wo Maschinen nicht hinkönnen. Da wo Probleme nur durch besondere Intelligenz, erfahrenes Können, Kreativität, sensibles Wahrnehmen und schnelles Querdenken gelöst werden können. Immer wieder treffe ich Abiturient:innen, die genau dafür bestens geeignet wären. Menschen, deren Motivationsprofil eigentlich genauso gut zu einem Ausbildungsberuf passt wie zu einem wissenschaftlichen Studium. Menschen, die Präzision lieben, die darin aufgehen, eine komplexe Tätigkeit komplett zu durchdringen und zu beherrschen. Aber auch ich kann ihnen eine Ausbildung nicht immer uneingeschränkt empfehlen – mit Blick auf die damit verknüpften Arbeitsbedingungen und Aufstiegsbegrenzungen.
Wer Virtuosen in der Fertigung will, sollte sie auch wie Künstler behandeln.
Das Unternehmen Morgan Motors aus Großbritannien ist ein Beispiel. Der Hersteller für handgearbeitete Sportwagen weiß, dass die Qualität seiner Produkte direkt von der Expertise jedes einzelnen Mitarbeiters abhängt. Man kennt die Mitarbeiter, man weiß, was jeder Einzelne braucht, um sein Bestes zu geben und: man kommuniziert, dass es die herausragenden Mitarbeiter sind, die das herausragende Produkt machen. Eine Wertschätzung, die die Mitarbeiter in vollem Maße zurückgeben. Sie arbeiten erstklassig und sie bleiben. Einer der Kollegen dort, zuständig für den Schnitt des Leders, hat sich auf den Arm tätowiert: „Think twice before you cut!“. Keiner würde einen Geiger abwerten, weil er sein Handwerk virtuos beherrscht. Das aber ist der gesellschaftliche Alltag für Millionen von Verfahrensmechanikern, Fachinformatikern oder Tischlern.
Individuelle Wege und Karrieren entlang des Lifecycle
Zu mir kam kürzlich ein außergewöhnlicher junger Mann. Unübersehbar intelligent und gleichzeitig sehr klar in seinen Lebenszielen. Er widersetzte sich erfolgreich allen Bemühungen von Schule und Unternehmen, ihn auf die kognitive Überholspur zu setzen. Er lehnte ein bilinguales Abitur ab, er lehnte das duale Studium ab, mit der Begründung, sowohl seinen Freundschaften als auch seiner Ausbildung gerecht werden zu wollen. Inzwischen hat sich sein Unternehmen auf ihn eingestellt, ihm eine anspruchsvolle Stelle gegeben und finanziert ihm jetzt ein späteres berufsbegleitendes Studium. Ein Zeichen für einen gelungenen Paradigmenwechsel im personalpolitischen Denken: Der individuelle Blick auf ein individuelles Talent ergibt eine maßgeschneiderte Lösung mit Win-Win-Effekt. Der junge Mann bekommt genau das, was er sich persönlich und für seine berufliche Entwicklung wünscht, das Unternehmen bindet dadurch eine vielversprechende Persönlichkeit und kann ihn ganz gezielt seinem Potential entsprechend entwickeln und besetzen. Damit setzt das Unternehmen das fort, was junge Leute aus dem Schulsystem kennen und verinnerlicht haben: vertikale Durchlässigkeit. Aufstieg nach oben ist immer möglich, der Weg dorthin muss nicht Mainstream sein.
Damit eröffnen sich Wege, die eigene Karriere in Phasen zu denken und zu gestalten. Der Gedanke birgt häufig eine gewaltige Erleichterung für junge Leute in der Berufs- und Studienwahl: mit der ersten Entscheidung nach der Schule stelle ich eine Weiche. Aber ich bestimme nicht über den Rest meines Lebens.
Stipendien gibt es viele - welches ist für Dich?
Ich selber war Stipendiatin - beim DAAD, für mein Auslandsstudium in Frankreich. Das war einfach, weil es eine sehr typische Konstellation war, ähnlich wie ERASMUS oder der PAD für angehende Lehrer:innen. Viele meiner späteren Praktikant:innen hatten Stipendien, bei den Förderwerken wie der Studienstiftung des deutschen Volkes oder das Deutschlandstipendium. Ein Stipendium war immer auch ein extra Bonus bei Bewerbungen - nicht zuletzt, weil es zeigt, dass sich da jemand drum gekümmert hat. Dann konnte ich als Mentorin andere Stipendiatinnen begleiten: ihr seht: das Thema Stipendium begegnet mir immer wieder.
Weil es hier so viele Optionen gibt, möchte ich ausdrücklich ermutigen: das richtige Stipendium suchen hilft! Auch nach langer Erfahrung entdecke ich immer wieder neue Angebote, wie etwa das Stipendium der Begabtenförderung berufliche Bildung - eigens geschaffen wie junge Leute mit abgeschlossener Ausbildung, denen ein Studium nicht nur deswegen verwehrt bleiben soll, weil das mögliche finanzielle Probleme bedeuten würde. Es gibt Leistungs- und Förderstipendien, Voll- und Teilstipendien, es gibt nationale und internationale Angebote. Und: meistens lernt man im Austausch mit den Co-Stipendiat:innen gleich noch eine Menge wertvolle Dinge dazu. Daher: plant Zeit ein, selbst wenn ihr euch vielleicht nicht darauf angewiesen fühlt. Ein Stipendium ist häufig weitaus mehr als "nur" eine finanzielle Bereicherung.
Testverfahren für die Studien- und Berufswahl: nützlich oder nicht?
Es gibt zahlreiche Testverfahren, teilweise online, teilweise kostenlos, die dir Anhaltspunkte für dein Profil liefern. Sie unterscheiden sich sehr in Aussage und Qualität – aber vor allem: Sie alle können nur die Informationen auswerten, die du ihnen zur Verfügung stellst. Gute Fragebögen beinhalten immer wieder Querfragen, damit bestimmte Antworten überprüfbar sind. So soll sichergestellt werden, dass nicht ein Zufallsgenerator gerade die Fragen beantwortet. Aber auch wenn du mit größter Ehrlichkeit und Konzentration arbeitest: Überlasse nicht allein der „Maschine Berufswahltest“ die ganze Verantwortung für deine Entscheidung.
Je weniger differenziert gefragt wird, desto eher lässt sich der Fragebogen auch manipulieren: Das heißt, du zeichnest vielleicht ein Bild von dir, wie du es gern hättest – nicht, wie du bist. Wenn du einen Eindruck gewinnen willst, wie verschiedene Tests auf den Prüfstand gestellt werden, dann schau dir auf YouTube das Video vom Campus Magazin des ARD-alpha (Bayerischer Rundfunk, 2017) an. Hier kannst du live miterleben, wie sich die Tests und ihre Ergebnisse voneinander unterscheiden. Campus Magazin: Erfolg für die Karriere ? Berufswahltests, Praktika und Jobs | ARD Mediathek
Erst erleben, dann entscheiden -
Ausprobieren als Paradeweg auf der Expedition Berufsorientierung
Muss es immer ein Praktikum sein, wenn man etwas erleben will, etwas ausprobieren möchte? Nein. Am Wochenende habe ich es eindrucksvoll erlebt: ich hatte die Chance, ein Coding Bootcamp als Coach zu begleiten. 100 Teilnehmer, die den Ferienbeginn in einem virtuellen coding bootcamp verbracht haben. Anfänger! Und am Ende hatten alle 12 Teams Projekte auf die Beine gestellt, nicht nur konzeptionell oder graphisch, sondern mit richtiger programmierter Substanz. Das Bild zeigt den Weg von der Idee zum Maschinenraum einen neuen App. Andere hatten Websites gestaltet oder Spiele entworfen. Und manch einer ist neugierig auf mehr geworden. Vielleicht haben wir den einen oder anderen damit auf die Idee gebracht, zum digitalen Pionier zu werden. Das wäre prima, für jeden einzelnen Teilnehmer (oder Teilnehmerin: 40 Prozent Frauenquote!) und für unsere Gesellschaft, die zunehmend in fast allen beruflichen Feldern digitale Talente benötigt.
Zukunftsberufe: Wie kann ich heute
den richtigen Beruf für morgen wählen?
Als ich in der Lebensphase war, mir über meinen Beruf Gedanken zu machen, war die landläufige Meinung: "Eine Ausbildung bei der Bank ist eine sichere Bank!". Wer heute in die Bankenwelt schaut, erkennt: das ist keineswegs mehr sicher, dort seinen Arbeitsplatz garantiert zu behalten. Stellenabbau, Fusionen, Automatisierung und Digitalisierung haben für eine enorme Veränderung gesorgt. Manche Mitarbeiter gehen durch wiederholte Reorganisationen und Effizienzprogramme ihrer Kreditinstitute und so manch einer denkt "all das für einen bestenfalls mittelmäßig geliebten Job....".
Wer heute DEN zukunftssicheren Job sucht, würde vermutlich hören: "Mach was mit IT, die werden immer gebraucht!". Irgendwie stimmt das - die Aspekte, in denen Software, Algorithmen und intelligente Steuerungselemente in unserem Alltag eine Rolle spielen, werden immer vielfältiger. Irgendwie stimmt es aber auch nicht: jemand, der so gar keinen Draht zu Materie hat, oder es schlicht überhaupt nicht mag, im IT-Umfeld zu arbeiten, ist da nicht gut aufgehoben. Leider können das aber viele gar nicht so genau sagen: sie hatten schlicht nicht genügend Berührungspunkte. Es wäre wirklich wichtig, jungen Leuten das Programmieren ("coden") standardmäßig in der Schule nahe zu bringen. Wie eine Pflicht-Fremdsprache. Viele werden dann erst erkennen, ob hier nicht Talente schlummern. Der gegenwärtige Informatik-Unterricht ist häufig entweder langweilig oder veraltet oder beides. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Umso mehr freut es mich, Initiativen zu sehen und mitunter zu unterstützen, die sich genau diese Lücke vornehmen, etwa die code+design university, die ab Frühjahr 2021 im Ruhrgebiet bootcamps anbietet, speziell an Schüler:innen mit Migrationshintergrund gerichtet. Wer daran teilgenommen hat, bekommt eine ganz neue Einschätzung, ob hier nicht berufliche Chancen liegen - aber mit dem Unterschied, dass es um das persönliche Erleben und die eigene Begeisterung geht und nicht nur um eine taktische Wahl.
Schwarmintelligenz nutzen: die meisten Menschen sind gen bereit, Dich zu unterstützen.
Wegbegleiter: guter Rat bei der Studien- und Berufswahl
Ihr habt vermutlich gesehen, dass ich ein Buch veröffentlich habe. Hier fasse ich kurz zusammen, warum ich es so wichtig finde, sich guten Rat auf dem Weg der Berufswahl oder Studienwahl einzuholen.
Viele Fehlentscheidungen in der Berufswahl haben damit zu tun, dass sich junge Leute - und manchmal auch schon viel erfahrenere Menschen - zu stark mit dem befassen, was entweder andere toll finden oder aber was sachlich-fachlich vordergründig gut zum eigenen Profil passt. Eine Entscheidung aus sozialer Erwünschtheit ("dazu sagen bestimmt alle WOW") trägt selten lang, wenn nicht der eigene Drang in die gleiche Richtung geht. Lest euch dazu gern das Beispiel von Philipp durch. Er wird auch auf Béa Bestes Blog New Link erwähnt. Die Erfahrung wie es ist, in falschen Biotop zu landen, obwohl es doch offenkundig EIGENTLICH gut passen sollte, habe ich selbst gemacht. In meiner Kurzbio könnt ihr nachlesen, wie ich einen kurzen Schwung über die Hochschulleitung der Uni Bielefeld gemacht habe. Ich kannte den Hochschulsektor, ich war mit Fragen von strategischen Positionierungen von Organisationen vertraut - einmal aus der Zeit in der Bertelsmann Stiftung, einmal aus der Zeit der Strategieberatung BCG. Und: Jackpot: Ein Jobsharing Modell mit einer beruflichen Weggefährtin und für uns beide ein cooles Modell, um nach der Familiengründung einen tollen Job und das Familienleben in Einklang zu bringen. Aber hätte mir jemand die Augen dafür geöffnet, dass ich gern mit klaren Entscheidungen arbeite und sie am liebsten sogar selber treffe - hier aber auf ein Umfeld traf, im eine ganz andere Entscheidungskultur lebte... dann hätte ich vielleicht gründlicher nachgedacht. Die Fehler bei beruflichen Entscheidungen liegen häufig genau hier: wo passe ich als PERSON hin?
Um dazu ein genaueres Gespür zu bekommen, empfehle ich viele Gespräche mit Personen, die euch gut kennen, aus verschiedenen Blickwinkeln. Geht los und fragt: Paten, Geschwister, Trainer, Freunde....: welches Bild hast du von mir? Kann ich gut mit Zeitdruck umgehen? Mit Konflikten? Mit anderen Leuten? Mit Rückschlägen....? und so fort. Das geschärfte Selbstbild ist eine immens wichtige Grundlage für eine gute Berufswahl. Sie gibt den Filter, mit dem ihr zumindest klarer bestimmen könnt, was NICHT für euch infrage kommt. Und: alle Gespräche gern unter vier Augen, das erlaubt ein offeneres Feedback. Und ist sogar in Corona Zeiten gut möglich...
Anker lichten – oder: warum dieses Logbuch?
Logbuch hört sich fast an wie Blog -nur riecht es mehr nach Abenteuer, Expedition und Aufbruch ins Unbekannte. Das ist das, was auch Eure Berufswahl kennzeichnet. Ihr wisst nicht immer, welche Hürden auftreten, wann ihr ankommt oder womöglich ob ihr ankommt – und wo!
Mein Ziel mit den Beiträgen, die ich auf diesem Blog veröffentlichen werde, ist, Euch Informationen zur Verfügung zu stellen, Euch an Erfahrungen und Hintergrundinformationen teilhaben zu lassen. Also wird es um folgende Themen gehen:
- Welche Studiengänge und Fächer gibt es, die nicht so ganz gewöhnlich sind. Was macht z.B. ein Data Scientist? Man nennt sie ja auch die modernen Goldgräber.
- Welche spannenden Bücher und Artikel zum Thema Berufswahl und Studienwahl würde ich euch gern vorstellen oder zusammenfassen?
- Was können Alumni aus meiner Beratung aus ihrem Werdegang berichten und welche anderen spannenden Lebensläufe würde ich Euch gern vorstellen?
- und weitere Themen werden hinzukommen!
Auf geht´s – und lasst mich gern wissen wozu Ihr gern mehr finden möchtet!